2.23 Rumänen, Romanische Volksgruppen auf dem Balkan

Mit Ergänzungen im November 2019


Gliederung
                               1. Vorwort – Einführung
          2.  Ethnogenese und Sprache der Rumänen
               3.   Rumänische Staaten und romanische Volksgruppen auf dem Balkan
          3.1  Der Staat Rumänien
3.11 Lage und Zahlen
3.12 Geschichtlicher Überblick
          3.2  Der Staat Moldawien  / Republik Moldova / Bessarabien 
           3.21 Lage und Zahlen
3.22 Geschichtlicher Überblick
3.23 Transnistrien – der Transnistrienkonflikt
          3.3  Romanische Volksgruppen auf dem Balkan ohne Staat
                 3.31 Aromunen / Vlachen
                 3.311 Aromunen in Griechenland
                 3.312 Aromunen in Albanien
                 3.313 Aromunen in Mazedonien
                 3.314 Aromunen in Rumänien
                 3.32 Kleinere romanische Volksgruppen
               3.321 Meglenorumänen bzw. Megleno-Vlachen
                 3.322  Istrorumänen
                 3.323 übrige rumänische und aromunische Volksgruppen
         4. Ethnische Minderheiten in Rumänien und Moldawien
           4.1 Ethnische Minderheiten in Rumänien – Überblick
           4.2 Deutsche Volksgruppe(n) in Rumänien
           4.3 Ungarische Volksgruppe     
           4.4 Roma in Rumänien
           4.5 Ethnische Minderheiten in Moldawien
           4.51 Gagausen in Moldawien    
         5. Ausblick - Perspektiven



1. Vorwort – Einführung

Der Balkan ist bekannt als Wohnsitz vieler unterschiedlicher Volksgruppen. Neben den slawischen Völkern, neben Ungarn, Griechen und Albanern sind die romanisch-sprachigen Rumänen eine der größten ethnischen Gruppen dieser Region. Sie sind Nachkommen von Römern bzw. den unter römischer Herrschaft romanisierten Völkern, vor allem der Daker. Rumänen bilden heute das vorherrschende Staatsvolk in Rumänien und Moldawien und leben als Minderheiten in der Ukraine, in Bulgarien, Serbien, Mazedonien, Ungarn und Russland. Darüberhinaus leben in verschiedenen Balkanstaaten die mit den Rumänen verwandten Ethnien der Aromunen, Istrorumänen und Meglenorumänen. Zur Unterscheidung von diesen Klein-Völkern romanischer Sprache bezeichnet man die Rumänen innerhalb und außerhalb Rumäniens und Moldawiens  als Dakorumänen. Einen Überblick über die romanischsprachigen Völker des Balkans und ihre Siedlungsgebiete gibt die folgende Karte 1.
                                        Karte 1: Balkan – romanische Sprachen

2. Ethnogenese und Sprache der Rumänen[1]

Vorfahren der heutigen Romanen/Rumänen auf dem Balkan waren vor allem die Daker, die bereits vor der Zeitenwende einen gut organisierten Staat  im Bereich des heutigen Rumäniens gebildet hatten. Raubzüge von Kriegern dieses Staates in die römische Provinz Moesia, das heutige Bulgarien, stellten eine zunehmende Gefahr für das römische Reich dar, so dass Kaiser Trajan in den Jahren 101-102 und 105-106 zwei blutige Kriege gegen die Daker führte, sie  schließlich besiegte und Dakien als römische Provinz „Dacia Felix“ in das Römische Reich eingliederte. In der Folge   wurde die Provinz durch die Ansiedlung römischer Bevölkerung, die aus dem gesamten Imperium herbeigerufen wurde, kolonisiert. Die Vermischung von römischen Legionären und Siedlern mit den Dakern und anderen einheimischen Völkern und deren sprachliche Assimilation an das Lateinische wird als Ethnogenese des rumänischen Volkes angesehen. Die Romanisierung ging also ähnlich wie in Gallien und Iberien vor sich. Daher legen Rumäniens Historiker großen Wert darauf festzustellen, dass es eine dreitausendjährige Kontinuität der Besiedlung ihres Landes - von den Dakern über die Latinisierung durch Rom zu den Rumänen von heute gibt. Tatsächlich konnte die romanisierte Bevölkerung des Balkans ihre Sprache bewahren, obwohl sie häufig gefährdet war. Germanische (gotische) Völkerwanderung, Einströmen der Slawen auf den Balkan , Einfall der Hunnen, Unterdrückung durch Magyaren, Osmanen, Deutsche (Habsburger) und Russen wurden überstanden. Gegen die These der dreitausendjährigen Kontinuität der Rumänen – vor allem auf dem Gebiet des heutigen Siebenbürgen – erheben ungarische Historiker allerdings entschiedenen Widerspruch. Sie gehen von einer späteren Einwanderung  der Rumänen in diesen Raum aus und begründen damit ihren historischen Anspruch auf Siebenbürgen.
Der Grundwortschatz der heutigen rumänischen Sprache besteht zu über 60% aus Wörtern lateinischer Herkunft. Etwa 18 % der rumänischen Wörter sind slawischen Ursprungs, werden aber nur zu ca. 7 % verwendet. Hinzu kamen im Laufe der Geschichte griechische, ungarische, türkische und deutsche Lehnwörter. Bei der Entwicklung einer modernen Schriftsprache ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurden zudem viele französische Ausdrücke in die rumänische Sprache übernommen.
Neben Rumänien ist die rumänische Sprache (seit 2013) auch unter diesem Namen Amtssprache in Moldawien. Während der Zugehörigkeit des heutigen Moldawiens zu Russland bzw. zur Sowjet-Union (1940/44 bis 1991) erfolgte eine Umbenennung in Moldauische Sprache und über lange Zeiträume wurde das kyrillische Alphabet verwendet . (siehe nachstehend unter 3.22 Der Staat Moldawien – geschichtlicher Überblick) Tatsächlich unterscheidet sich das gesprochene Rumänisch in Moldawien kaum von dem in Rumänien (bzw. der Umgangssprache in der dortigen Region Moldau), sieht man einmal davon ab, dass in Moldawien mehr russische Fremdwörter verwendet werden. In der abtrünnigen Region Transnistrien (siehe 3.23 Transnistrien) hingegen wird die rumänische Sprache weiterhin als Moldauisch bezeichnet und mit kyrillischer Schrift geschrieben. In Transnistrien sind Moldauisch, Russisch und Ukrainisch gleichberechtigte offizielle Landessprachen. Im Jahre 2004 gaben 76,5% der Staatsbürger Moldawiens Moldauisch oder Rumänisch als ihre Muttersprache an, davon bezeichneten 60% ihre Muttersprache als Moldauisch, ohne damit allerdings die Zugehörigkeit zum Rumänischen in Frage zu stellen.[2] Allerdings hat die Geschichte Spuren hinterlassen, denn seit der sowjetischen Zeit ist Moldawien weitgehend zweisprachig und russisch wird von allen Moldawischen Kindern als erste Fremdsprache ab einem Alter von 7 Jahren gelernt. Das Russische hat also in Moldawien auch nach der  Sowjetzeit noch einen hohen Stellenwert und es gibt führende Politiker im Land,  die kein Wort Rumänisch sprechen. Nicht zuletzt daraus ergibt sich eine tiefe Spaltung des Landes in pro-rumänisch und pro-russisch denkende Einwohner.[3] (Siehe weiter unten 3.22 Moldawien – geschichtlicher Überblick)

3. Rumänische Staaten und romanische   Volksgruppen auf dem Balkan

3.1 Der Staat Rumänien 

3.11 Lage und Zahlen

Rumänien ist mit 238.391 qkm der flächenmäßig größte Balkanstaat. Er grenzt im Nordwesten an Ungarn, im Norden an die Ukraine, im Osten an die Republik Moldau und das Schwarze Meer im Süden an Bulgarien und im Westen an Serbien. Über die Einwohnerzahl gibt es widersprüchliche Angaben aus verschiedenen Jahren. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Einwohnerzahl durch ein Geburtendefizit und Auswanderung ständig sinkt. Nach Angaben der Europäischen Union hatte Rumänien im Jahre 2015 eine Einwohnerzahl von 19.870.647[4] (gegenüber ca. 23 Mio. Einwohnern im Jahre 1989. Von den Einwohnern sind ca. 89% ethnische Rumänen und über 10% gehören ethnischen Minderheiten an (siehe 4. Minderheiten in Rumänien und Moldawien)

3.12 Geschichtlicher Überblick[5]

In meinem Post 2.0117 Deutsche Volksgruppe(n) in Rumänien habe ich bereits einen wesentlichen Einblick in die geschichtliche Entwicklung des heutigen Rumänien gegeben.
Nach dem Ende des römischen Reiches und dem Eindringen der Slawen und Ungarn gibt es zunächst wenig historische Quellen über die weitere Entwicklung der romanisch-sprachigen Bevölkerung des Balkans. Erst Ende des 13. Jahrhunderts  entstehen in der Walachei und Mitte des 14. Jahrhunderts in  Moldau zwei rumänische Fürstentümer, die aber bald in Abhängigkeit vom Osmanischen Reich gerieten. Sie waren den Türken tributpflichtig, behielten aber zunächst ihre eigenen Fürsten (Bojaren) und blieben auch bei ihrem von Byzanz / Ostrom angenommenes Christentum.  Ab 1711  wurden die Fürsten von den Osmanen bestellt, wodurch das Fürstentum seit dieser Zeit an einflussreiche griechische Familien (Phanarioten) aus Istanbul überging, die sich mit gigantischen Bestechungsaktionen ihre Ämter erkauften. Dies galt auch für die nachgeordneten Ämter. Da gleichzeitig der Tribut an den Sultan ständig anstieg, litt das Volk unter einer immer drückenderen Ausbeutung.
Demgegenüber erfreute sich das multiethnische (Ungarn, Rumänen, Deutsche) und multireligiöse (Katholische, protestantische/reformierte und orthodoxe Christen) Siebenbürgen unter osmanischer Oberhoheit weitgehender Autonomie. Politische Rechte hatten jedoch nur Ungarn / Szekler und Deutsche (Siebenbürger Sachsen), nicht jedoch die dort lebende Mehrheit der Rumänen. Dies änderte sich zunächst auch nach der Annexion Siebenbürgens durch Österreich Ende des 17. Jahrhunderts nicht. Die Lage der Rumänen änderte sich erst, als unter den Habsburgern ein Teil der Orthodoxie als Unierte Katholiken den Papst in Rom als Oberhaupt anerkannten. Besonders Geistliche und Lehrer bekamen die Möglichkeit des Studiums in Rom und Wien, wodurch sich bei den Rumänen Siebenbürgens ein neues Selbstbewusstsein entwickelte, das auch auf die Fürstentümer Moldau und Walachei jenseits der Karpaten ausstrahlte. In dieser Zeit ging der Einfluss der Osmanen zurück und gleichzeitig wuchs der Einfluss Österreichs und vor allem Russlands. Die rumänische Oberschicht in den Fürstentümern Moldau und Walachei versuchte sich im Zeitalter der Aufklärung  von den Osmanen und ihren phanariotischen Statthaltern abzuwenden, mit gewissem Erfolg aber erst nach den russisch-türkischen Kriegen von 1768-1774 und 1806-1812.
Bereits 1775 hatte Österreich die Region Bukowina aus dem Fürstentum Moldau annektiert. Und nach dem Russisch-Türkischen Krieg  annektierte Russland 1812 die Region Bessarabien, vorher ebenfalls Bestandteil des Fürstentums Moldau. (siehe auch nachstehend unter 3.2 Moldawien sowie die Karte 3: Moldau / Moldawien / früheres Fürstentum Moldau / Bessarabien – geschichtliche Entwicklung).
Der Friede von Adrianopel 1829 zwischen Russland und dem Osmanischen Reich brachte eine entscheidende Wende. Zwar blieben Moldau und die Walachei unter der Oberhoheit des Sultans, aber faktisch wurden diese Fürstentümer ein Protektorat unter russischem Einfluss. Eine Generation junger Rumänen ging nun zum Studium in den Westen Europas – vor allem nach Paris – und lernte dort die Grundzüge der romantischen Nationalideen kennen.[6]
Unter diesem Einfluss beschäftigen sich viele Rumänen wieder mit ihrer Volkssprache, ihren Sagen und Märchen. Einer von ihnen,  Barbu Paris Mumuleano (1794 – 1836) entwickelt in dieser Zeit aus einem romanischen Bauerndialekt die rumänische Schriftsprache.[7]
Bereits 1821 wird eine Revolution in der Walachei niedergeschlagen, positiv gesehen verursacht sie aber die Abschaffung des Phanariote-Systems. Auch die 1848er-Revolutionen breiteten sich in den 3 von Rumänen bewohnten Fürstentümern Moldau, Walachei und Siebenbürgen aus, enden aber mit der Niederlage der Revolutionäre. Dabei kommt es bereits zu einem Bruch zwischen den rumänischen und ungarischen Widerständlern in Siebenbürgen.
1859 wird der Oberst Alexandru Ioan Cuza gleichzeitig in den beiden Fürstentümern Moldau und Walachei zum Fürsten gewählt, wodurch diese Fürstentümer faktisch vereint werden. 1862 wird diese Vereinigung auch offiziell vollzogen und der neue Staat nennt sich nun Rumänien mit der Hauptstadt Bukarest. Aber erst 1877 erklärt sich dieser rumänische Staat für unabhängig und beginnt einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Der Friedenskongress von Berlin 1878 bestätigt die Unabhängigkeit Rumäniens, das sich 1881 zum Königreich erklärt und Carol (Karl) I aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen wird König von Rumänien.
Im 1. Weltkrieg erklärt sich Rumänien zunächst als neutral, tritt jedoch am 14. 08. 1916 auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein. Diese Entscheidung und die weltpolitische Konstellation am Ende des 1. Weltkriegs war ausschlaggebend für die beinahe Verdoppelung des rumänischen Territoriums nach Ende des 1. Weltkriegs. Für die westlichen Siegermächte – insbesondere Frankreich – war das neue Groß-Rumänien ein Eckpfeiler  im Hegemonialsystem zur Stärkung ihres Einflusses auf dem Balkan. Der riesige Landgewinn übertraf sogar die kühnsten Erwartungen nationalgesinnter Rumänen. Das Staatsgebiet Rumäniens wuchs nach den Friedensverträgen von 1919 und 1920 von 130.000 qkm im Jahre 1913 auf 295.000 qkm, die Bevölkerung von knapp 7,5 auf 15,5 Millionen. Die territoriale Entwicklung Rumäniens von der Staatsgründung 1858/62 bis zum Ende des 2. Weltkriegs zeigt die folgende Grafik:
                           Karte 2: Territoriale Entwicklung Rumäniens 1857-1947.

Bereits am 9. 4. 1918 stimmen die Rumänen aus Bessarabien für die Vereinigung mit Rumänien. Am 28. 11. 1918 folgen die Rumänen der Bukowina und schließlich entscheidet sich auch eine Delegierten-Versammlung  am 1. 12. 1918 für die Vereinigung Siebenbürgens und des Banats mit Rumänien – vor allem auch wegen der Zusage weitgehender Minderheitsrechte für Deutsche und Ungarn (siehe http://euro-ethnien.blogspot.de/2014/12/20117-deutsche-volksgruppen-in-rumanien.html). Der neue Großstaat Rumänien hatte nun zwar sein Ziel der Vereinigung aller Rumänen erreicht, diese Entwicklung war aber mit einer erheblichen politischen Hypothek belastet, denn innerhalb der neuen Grenzen gehörten 30% der Bevölkerung verschiedenen Minderheiten an, deren Rechte in der Folge oft nicht anerkannt oder sogar beschnitten wurden. Auch die Nachbarstaaten – vor allem Ungarn - erkannten die neuen Grenzen nur unter Zwang oder gar nicht an. So wurde mit den Friedensschlüssen von Saint-Germain, Neuilly und Trianon die Grundlage für kommende Konflikte gelegt. In den neu gewonnenen Gebieten wurden die Konflikte auch dadurch angeheizt, dass altrumänische Elemente aus dem sogenannten „Regat“ (Moldau und Walachei) die Führung im Staatsapparat und in der Armee beanspruchten und wenig Verständnis für die Anliegen der neuen Minderheiten zeigten. In den mitteleuropäisch geprägten Gebieten Siebenbürgens, des Banats und der Bukowina gab es sogar Spannungen zwischen den osmanisch-byzantinisch-orthodox geprägten Alt-Rumänen und den westlich orientierten Rumänen der neu gewonnenen Gebiete. Auch die Eingliederung des seit 1812 russisch geprägten Bessarabien bildete bis 1944 einen dauernden Zankapfel mit der Sowjet-Union.[8]
In Rumänien kam es seit 1930 zu einer Königsdiktatur unter Carol II, die sich in ständigen Auseinandersetzungen mit einer faschistischen „Eisernen Garde“ befand.
Im 2. Weltkrieg erklärt sich Rumänien zunächst wieder als neutral. Nach dem Hitler-Stalin-Pakt beanspruchte die Sowjet-Union die Nord-Bukowina und Bessarabien für sich und Rumänien musste 1940 diese Gebiete an die Sowjet-Union abtreten. Der Wiener Schiedsspruch aus dem gleichen Jahr legte auch die Abtretung eines Großteils von Siebenbürgens an Ungarn  und eines Gebietes der Süd-Dobrudscha an Bulgarien fest.[9]
König Carol II dankt am 6. 9. 1940 zugunsten seines Sohnes Mihail I ab und gleichzeitig wird General (ab 1941 Marschall) Ion Antonescu neuer Regierungschef, der mit der faschistischen Eisernen Garde regiert und von Deutschland unterstützt wird. Seit dem Einmarsch deutscher Truppen in die Sowjet-Union 1941 kämpften rumänische Verbände gemeinsam mit den Deutschen gegen Russland. Bessarabien wurde wieder von Rumänien besetzt.
Als sich das Kriegsgeschick zu Gunsten der Sowjet-Union wendete wurde am 23. 8. 1944 Marschall Antonescu auf Befehl des Königs MihaiI verhaftet. Eine neue Regierung aus Militär und Technokraten erklärt Deutschland den Krieg und die Armee kämpfte nun an der Seite der Sowjet-Union. Der Preis dafür war eine zunehmende Einflussnahme der Sowjet-Union, zumal  die Großmächte übereinkamen, Rumänien zum sowjetischen Einflussbereich zu erklären. Deshalb wurde das Land praktisch von der Roten Armee  besetzt. Nach dem gleichen Muster wie in den anderen osteuropäischen Satelliten-Staaten wurden zunächst Regierungen der nationalen Einheit unter maßgeblicher  Beteiligung von Kommunisten installiert. Später wurden demokratische und nationale Kräfte unter Druck, nach Schauprozessen und Wahlmanipulationen durch rein kommunistische, sowjethörige Regierungen ersetzt.  Nach der erzwungenen Abdankung von König Mihail am 30. 12. 1947 war die Position des Parteichefs der vereinigten rumänischen (kommunistischen)  Arbeiterpartei, Gheorghiu-Dej, gefestigt. Er regierte von 1947 – 1965 mit eiserner Hand.[10]
Der Positionswechsel im 2. Weltkrieg bescherte Rumänien am 10. 2. 1947 einen relativ günstigen Friedensvertrag von Paris. Zwar musste Rumänien Bessarabien und die Nord-Bukowina endgültig an die Sowjet-Union abtreten und Bulgarien behielt die Süd-Dobrudscha, aber Nord-Siebenbürgen wird wieder Bestandteil Rumäniens und die Grenzen zu Ungarn wurden auf den Stand vom 1. 1. 1938 festgeschrieben. Außerdem hatte Rumänien Reparationen im Werte von 300 Millionen Dollar in Sachwerten im Verlauf von 8 Jahren an die Sowjet-Union zu liefern.[11]
Gheorghiu-Dej gelang es, auch seine parteiinternen Widersacher zu beseitigen. Nach sowjetischem Modell wurden Privatbesitz und Landwirtschaft verstaatlicht, was erhebliche negative Konsequenzen für die rumänische Wirtschaft nach sich zog. Außenpolitisch konnte sich Rumänien unter Gheorghiu-Dej allerdings etwas vom sowjetischen Einfluss lösen. Diesen Kurs der Abgrenzung zu Moskau wurde nach Gheorghiu-Dejs Tod 1965 unter seinem Nachfolger Nicolae Ceauşescu intensiviert. Diplomatische Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland und zu Israel wurden aufgenommen und durch Ausreisegenehmigungen gegen hohe Devisenzahlungen für Deutsche und Juden die staatliche Misswirtschaft und Devisenknappheit ausgeglichen.[12]
Die anhaltende Misswirtschaft und der Personenkult um Ceauşescu führten schließlich im Wendejahr 1989 nach der blutigen Dezemberevolution zum Ende der Ceauşescu-Diktatur. Eine im Mai 1990 gewählte verfassunggebende Versammlung verabschiedete am 21. 11. 1990 ein neues Grundgesetz. In den folgenden Jahrzehnten waren die verschiedenen rumänischen Regierungen bemüht, die Integration in die westlichen Bündnisse zu erreichen. Der Weg dahin ist allerdings steinig, Innenpolitische Auseinandersetzungen, mangelnde Erfahrung in Wirtschaft und Verwaltung, Korruption und Probleme mit den Minderheiten (siehe 4. ) verhinderten schnelle Fortschritte. Schließlich wurde Rumänien 2004 in die NATO aufgenommen und seit dem 1. 1. 2007 ist das Land Mitglied der Europäischen Union. Bis zum heutigen Tag bestehen aber erhebliche Mängel fort und Rumänien ist das Armenhaus der EU. 2015 wurde der deutschstämmige Klaus Johannis zum Präsidenten gewählt und an seine Person knüpft man große Erwartungen. Er gilt als Kämpfer gegen die Korruption im Lande und mit seiner Person hofft man auf wirtschaftlichen Aufschwung und neue Investoren im Land. 

3.2 Der Staat Moldawien / Republik Moldova / früheres Bessarabien

3.21 Lage und Zahlen

Die Republik Moldau, rumänisch: Republica Moldova,  im deutschen Sprachraum vorwiegend Moldawien benannt,  liegt im Südosten Europas und grenzt im Westen (Grenzfluss Pruth) an Rumänien, aufgrund der historischen Entwicklung grenzt es im übrigen ausschließlich an die Ukraine und hat zum Schwarzen Meer keinen Zugang mehr. Hauptstadt ist  Chișinău (gesprochen: Kischinau) mit ca. 809.600 Einwohnern. Der Staatsname ist nicht zu verwechseln mit dem Fluss Moldau in Tschechien, sondern geht auf das frühere Fürstentum Moldau zurück, dessen östlicher Teil im wesentlichen den heutigen Staat Moldawien bildet. Richtigerweise müsste es also Ost-Moldau bzw. Ost-Moldawien heißen, denn in Rumänien gibt es ja auch den Distrikt (West-) Moldau (siehe oben unter 3.12 Rumänien geschichtlicher Überblick und nachfolgende Karte3 Moldau / Moldawien / früheres Fürstentum Moldau / Bessarabien – geschichtliche Entwicklung)
Moldawien hat eine Fläche von 33.700 qkm und ca. 2,6 Mio. Einwohner laut vorläufigem Ergebnis der Volkszählung von 2014.[13] Nicht in diesen Zahlen enthalten ist das abtrünnige Gebiet Transnistrien (siehe weiter unten unter 3.23 Transnistrien“).

3.22 Geschichtlicher Überblick

Das bereits unter 3.12 Rumänien - geschichtlicher Überblick - erwähnte mittelalterliche Fürstentum Moldau erlebte unter Stephan dem Großen (1457 – 1503) seine Blütezeit und es gelang Stephan, sich gegen ungarische, polnische und osmanische Einflüsse/Expansionen zu behaupten. Das Fürstentum umfasste damals den heutigen Staat Moldawien, die heutige rumänische Region Moldau, die gesamte Bukowina und die heute zur Ukraine gehörenden Gebiete im Süden und Norden Moldawiens (Budschak im Süden und Hotin im Norden) - siehe Karte 3. Die Nachfolger Stephans mussten aber schon 1512 die Oberhoheit der Osmanen anerkennen und wurden gegenüber dem Sultan von Konstantinopel tributpflichtig. Sie konnten allerdings eine innere Autonomie durchsetzen, aber ab 1711 wurden die Fürsten durch den Sultan eingesetzt (siehe 3.12 Rumänien - Geschichte). Ab Mitte des 18. Jahrhunderts gerieten Teile des Fürstentums Moldau zunehmend in die Interessensphäre Österreichs und Russlands. Das schwächer werdende osmanische Reich musste 1775 die Bukowina an Österreich abtreten. 1806 kam es zum Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, worauf russische Truppen das Gebiet zwischen den Flüssen Pruth im Westen und Nistru (rumänisch, ukrainisch:Dnister, russisch:Dnestr) im Osten besetzten. Im Frieden von 1812 musste der Sultan dieses Gebiet endgültig an Russland abtreten, das es als Gouvernement Bessarabien in sein Kaiserreich eingliederte. Die Bezeichnung hat nichts mit Arabien zu tun, sondern kommt von dem Fürstengeschlecht Basarab, das im 13./14. Jahrhundert den südlichen Teil dieses Landes beherrschte.[14] 
Tatarenstämme die im Süden Bessarabiens (Budschak) vornehmlich als Nomaden lebten,  wurden von den Russen ins osmanische Reich ausgewiesen oder zogen freiwillig dorthin. Das Land war daraufhin nur dünn besiedelt. Deshalb warb Zar Alexander auch im Ausland neue Siedler an, denen Sonderrechte eingeräumt wurden. Dem Ruf folgten auch viele Deutsche vor allem aus den Preußen zugefallenen polnischen Gebieten des Warthelands, aus Württemberg und Baden.(siehe http://euro-ethnien.blogspot.de/2014/12/20117-deutsche-volksgruppen-in-rumanien.html). Neben Deutschen wurden aber vor allem Ukrainer und Russen angesiedelt und Russisch als offizielle Sprache eingeführt, obwohl im gesamten Bessarabien nach wie vor die rumänische / moldauische Bevölkerung den größten Anteil stellte. Nach der Niederlage Russlands im Krimkrieg erhielt das Fürstentum Moldau den südlichen Teil Bessarabiens wieder zugesprochen, jedoch musste beim Berliner Kongress 1878 das als voll souverän anerkannte Königreich Rumänien den Süden Bessarabiens erneut an Russland abtreten.
Nach dem 1. Weltkrieg und den Wirren der russischen Oktoberrevolution entschied sich das 1917 gebildete moldauisch-bessarabische Parlament – auch  unter dem Druck der inzwischen hier einmarschierten rumänischen Truppen – am 27. 3. 1918 für den Anschluss an Rumänien und dieses erhielt in den Friedensverträgen von 1919/20 auch offiziell Bessarabien zugesprochen. In Russland hatten inzwischen die Bolschewisten die Macht übernommen und die 1922 gegründete Sowjet-Union erkannte den Anschluss Bessarabiens an Rumänien nicht an. Deshalb - und zur Aufrechterhaltung seiner Ansprüche auf Bessarabien - bildete die Sowjet-Union 1924 am Ostufer des Nistru/Dnister die Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (MSSR), in der Moldauisch als zweite Amtssprache neben Russisch festgelegt wurde, zunächst auch mit lateinischem Alphabet, ab 1930 aber mit kyrillischer Schrift. Nach dem Hitler-Stalin-Pakt musste Rumänien 1940 Bessarabien wieder an die Sowjet-Union abtreten, die  nun den wieder gewonnenen Großteil Bessarabiens mit der Hälfte der Moldauischen Autonomen Sowjetrepublik (MSSR) zur Moldauischen SSR vereinigte. Allerdings wurde der Süden (Budschak) und ein kleines Gebiet im Norden (Hotin/Khotin)  der Ukraine zugeordnet. Außerdem wurde die nördliche Bukowina von den Sowjets besetzt und an die Ukraine angegliedert. Nach dem kurzen Zwischenintermezzo im 2. Weltkrieg (1941-44) wird dieser Zustand im Friedensvertrag von 1947 endgültig bestätigt. Die geschichtliche Entwicklung ist in der folgenden Karte dokumentiert.
         Karte 3: Moldau / Moldawien / früheres Fürstentum Moldau / Bessarabien –    
                                                   geschichtliche Entwicklung
 
Bereits in der Phase der Perestroika entwickelte sich in der Moldauischen SSR eine moldawische Nationalbewegung. Nach dem Zerfall und der Auflösung der Sowjet-Union wurde die vorherige Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik als Republik Moldau (Republica Moldova) am 27. 8.  1991 unabhängig. Der Unabhängigkeitserklärung waren seit Mitte der 1980er Jahre und verstärkt seit 1989 starke Bestrebungen der Rumänisierung vorausgegangen, eine Nationalbewegung wollte auch den Anschluss an Rumänien. Dem widersetzten sich jedoch die russisch/ukrainischen und gaugasischen Minderheiten im Land. Es kam zum Bürgerkrieg in dessen Folge sich  das östlich des Nistru/Dnister gelegene Gebiet als Transnistrien von der Republik Moldau abspaltete (siehe weiter unten 3.23 Transnistrien). Anfang März 1994 wurde ein Referendum über die Vereinigung Moldawiens mit Rumänien abgehalten, bei dem sich zwei Drittel der Wähler (ohne Transnistrien) gegen eine Vereinigung mit Rumänien aussprachen. Im Gegensatz zu Transnistrien konnte mit der gagausischen Minderheit ein Autonomiestatus vereinbart werden.(siehe unter 4.5 Gagausen in Moldawien)
Die folgenden Jahre waren geprägt durch die etwa gleich starken politischen Gruppen der westlich / rumänisch und der östlich / prorussisch orientierten Parteien. Bis 2009 hatten die russisch orientierten Parteien (Sozialisten und Kommunisten) eine Mehrheit im Parlament. Sie verhinderten eine Annäherung an den Westen und betonten die Abgrenzung zu Rumänien (siehe oben unter 2. Ethnogenese und Sprache der Rumänen). Nach den (wegen Wahlbetrug wiederholten) Wahlen von Juli 2009 bildeten die bisherigen Oppositionsparteien unter Führung der Liberaldemokraten eine proeuropäisch ausgerichtete Regierung, die bei der Parlamentswahl 2014 deutlich bestätigt wurde.[15] Allerdings steht die Forderung nach einem Anschluss an Rumänien z. Zt. nicht mehr auf der Tagesordnung, da man in Moldawien – wie ausgeführt – negative Auswirkungen bei der großen Zahl russisch orientierter Bürger fürchtet. Selbst das arme Rumänien zeigt heute wenig Interesse an der Eingliederung des noch weitaus ärmeren Staates Moldawien mit seinen vielschichtigen Problemen.[16] Auch nach den letzten Wahlen und der Vereidigung einer neuen moldauischen Regierung ist in diesem ärmsten Land Europas keine Ruhe eingekehrt. Laut Robert Schwarz in der Deutschen Welle herrscht Chaos ohne Ende, Kuhhandel unter den politischen Parteien, Korruption und Vetternwirtschaft und der Einfluss umstrittener Oligarchen.[17]  Die EU ist der größte Handelspartner der Republik Moldau, die das arme Land auch mit Mitteln aus dem Entwicklungsfond unterstützt. Die Republik Moldau ist Teil der im Mai 2009 ins Leben gerufenen „Östlichen Partnerschaft der EU“. die das Land näher an die EU heranführen soll.[18]

3.23 Transnistrien – Der Transnistrienkonflikt

Aus der Geschichte Rumäniens und Moldawiens kann man ersehen, dass die östlich des Dnjestr gelegenen Gebiete der heutigen Republik Moldau (frühere Sowjetrepublik Moldau) niemals Teil eines moldauischen oder rumänischen Staates waren. Lediglich im 2. Weltkrieg (1941- 1944) war das Gebiet vorübergehend von Rumänien besetzt. Daher entwickelte sich hier in der Zeit der Perestroika parallel zum moldauischen Reformprozess im Westen des Landes eine Protestbewegung der mehrheitlich russischen und ukrainischen Bevölkerung, was bereits im September 1990 zur Ausrufung einer transnistrischen Republik im Osten der damals noch sowjetischen Moldau-Republik mit der Hauptstadt Tiraspol führte. In den folgenden  Auseinandersetzungen  brachten die russisch orientierten Führer Transnistriens praktisch alle Ortschaften dieses Gebiets unter ihre Kontrolle. Im Frühjahr 1992 eskalierte der Konflikt zu einem regelrechten Krieg mit ca. 1.000 Toten. Dabei wurden die Unabhängigkeitskämpfer Tiraspols  von der dort stationierten ehemaligen 14. Sowjet-Armee massiv unterstützt. Im Juli 1992 vereinbarten Moskau und das unabhängig gewordene Modawien unter Beteiligung Tiraspols / Transnistriens einen Waffenstillstand, der die bis heute bestehende Gebietsaufteilung festschrieb und faktisch den Aufbau eigenstaatlicher Strukturen in Transnistrien ermöglichte. Der Transnistrien-Konflikt gehört seitdem zu den so genannten „eingefrorenen“ Konflikten.[19]
Für Moldawien war die Abtrennung Transnistriens insofern von negativer Bedeutung, als dort bei 15% der Bevölkerung 40% des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet und 90% der Energie erzeugt wurden.
Der offizielle Name des von keinem anderen Land anerkannten Staates lautet Pridnestrowische Moldauische Republik, kurz PMR (russisch: Pridnestrowskaja Moldawskaja Respublika). Das Land hat eine Fläche von 3.567 qkm (wegen Grenzstreitigkeiten nach anderen Angaben 4.163 qkm) und erstreckt sich über 202 km von Nord nach Süd.
                                     Karte 4:  Moldau-Transnistrien_Gaugasien

Nach  der Volkszählung von 2004 hat es 555.347 Einwohner, davon 31,9 % Moldauer, 30,3% Russen un d 28,9% Ukrainer, außerdem kleinere Minderheiten von Bulgaren (2,5%, die vor allem in der Ortschaft Parcani leben, wo sie 80% ausmachen), Juden, Armeniern, Tataren, Gagausen, Deutsche und Weißrussen. Der Anteil der rumänischsprachigen Moldauer ging in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurück und fiel von 44,1% im Jahre 1926 auf heute 31,9%, was auch den Verlust an Einfluss untermauert, zumal ein Teil der Moldauer in den Städten inzwischen bevorzugt russisch spricht. Auch viele Ukrainer sprechen inzwischen russisch statt Ukrainisch als Muttersprache. Wie in der Ukraine ist auch hier Surschyk, eine russisch-ukrainische Mischsprache verbreitet. Bei der angegebenen deutschen Minderheit handelt es sich vornehmlich um Russlanddeutsche, die sich erst nach dem 2. Weltkrieg dort niedergelassen haben. Sie sprechen vorwiegend ebenfalls russisch. Bis zum 2. Weltkrieg gab es auf dem Gebiet des heutigen Transnistrien aber 3  Ortschaften (Glückstal, Bergdorf und Neudorf), die fast ausschließlich von Deutschen bewohnt waren.[20] Laut der transnistrischen Verfassung gibt es offiziell drei Amtssprachen (Russisch, Ukrainisch und Moldauisch), in der Praxis ist aber russisch im öffentlichen Leben und im Medienbereich eindeutig dominierend.
Trotz Bemühungen der OSZE ist der Transnistrienkonflikt auf unabsehbare Zeit ungelöst, man hat auch den Eindruck, dass sich Moldawien mit dem Zustand der Abtrennung angefreundet hat, weil eine Angliederung Transnistriens den Einfluss russisch orientierter Parteien wieder erheblich vergrößern würde. Gegen eine einvernehmlich Lösung sprechen zudem mehrere grundlegende Probleme, die der OSZE-Vermittler Dr. Klemens Büscher in einem Ausblick zum Konflikt treffend dargestellt hat (siehe Anmerkung 19). Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist noch durch die Sowjet-Zeit geprägt und wünscht sich einen Anschluss an Russland. Nach dem Anschluss der Krim vergrößerte sich die Hoffnung, dass der eigenen Regierung ähnliches gelingt.[21] So bleibt Transnistrien ein Gebiet, das sich aufgrund seiner besonderen Situation schnell zu einem neuen Konfliktherd entwickeln kann.

3.3 Romanische Volksgruppen auf dem Balkan ohne Staat  

Bereits im  17. bis 19. Jahrhundert sind romanische Sprachen auf dem Balkan ausgestorben, so z. B. die Sprache der Morlaken oder Maurovlachen - das Morlakische - das bis in das 18. Jahrhundert in den Küstengebieten Bosniens, Kroatiens und Montenegros gesprochen wurde und in enger Verbindung zum (Dako-)Rumänischen und Istrorumänischen stand. Auch romanische Sprachen in Dalmatien, so das Ragusäische (in Ragusa = heute Dubrovnik) und das Vegliotische (auf der Insel Veglia = heute Krk) wurden im Laufe das 19. Jahrhunderts aufgegeben.(21a)

Heute  gibt es neben dem Dako-Rumänischen, der Staatssprache Rumäniens und mit Einschränkungen Moldawiens, noch das Aromunische, das Meglenorumänische und das Istrorumänische.

3.31 Aromunen / Vlachen

Die Aromunen sind ein eigenständiges romanisches Volk, das in den heutigen Staaten Griechenland (dort vor allem in den nördlichen Landesteilen Epirus, Thessalien und Griechisch-Mazedonien), in Albanien, der Republik Makedonien, in Serbien, Bulgarien und in Rumänien lebt. (siehe Karte 1) Insbesondere in den Wirren zwischen den beiden Weltkriegen und aufgrund von Repressalien in ihren übrigen Siedlungsgebieten siedelten sich eine beträchtliche Zahl Aromunen in Rumänien an.  Darüberhinaus gibt es aber auch aromunische Gemeinden in Westeuropa (z. B. Freiburg i. Breisgau und Paris), sowie in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Genaue Zahlen über die Volksgruppe gibt es nicht, Schätzungen bewegen sich zwischen 400.000 und 1.000.000, je nachdem ob man von Muttersprachlern oder dem Bekenntnis- oder Abstammungsprinzip ausgeht.
Die aromunische Sprache wird von den meisten Linguisten und Romanisten als ein Dialekt der rumänischen Sprache angesehen, während die meisten Aromunen selbst dafür plädieren, dass es sich um eine eigenständige rumänische Sprache handelt. Dafür spricht, dass das Aromunische viele Bestandteile anderer Balkansprachen aufgenommen hat, insbesondere aus dem Griechischen. Da die Aromunen nie einen eigenen Staat besaßen, konnte auch keine einheitliche Sprache entwickelt werden, so dass sich große Unterschiede im Vokabular und auch im Syntax in den verschiedenen Siedlungsgebieten entwickelt haben.[22]
Während sich die Aromunen selbst als Rraman oder Arraman bezeichnen, werden sie von den anderen Balkanvölkern vorwiegend als Vlachen (Vlach) bezeichnet, ein Begriff, der die romanisierte Bevölkerung des Balkan insgesamt umfasst. Im Griechischen werden sie als Koutzouwlachen, im serbischen als Zinzaren und im Albanischen als Rrȅmer benannt. Der Begriff Vlache (Wlache) ist bei den verschiedenen Balkanvölkern ein Sammelbegriff für alle Sprecher romanischer Sprachen, ähnlich unserem Welsch.[23]

3.311 Aromunen in Griechenland

Die meisten Angehörigen dieser Volksgruppe leben im Nordwesten Griechenlands in Epirus und Thessalien, vor allem im Pindos-Gebirge.
Der Name Aromune wird in Griechenland nur im wissenschaftlichen Bereich benutzt, ansonsten spricht man von Vlachen bzw. Koutzouwlachen. Auch dieser Begriff ist allerdings missverständlich. Während er im Norden als Bezeichnung für die Aromunen verwandt wird, denkt man anderswo in Griechenland dabei eher allgemein an rückständige Landbevölkerung.[24] Viele Aromunen wollen dieser Zuordnung – auch ihrer Sprache - dadurch entgehen, dass sie sich nicht als Minderheit, sondern Teil des griechischen Volkes und vor allem seiner Kultur und Religion verstehen. Da sie auch als Muttersprachler Griechisch als Hauptsprache benutzen und darin alphabetisiert wurden, geht die Zahl der Muttersprachler ständig zurück, man schätzt sie auf ca. 100.000. Die über 200 aromunischen Vereine Griechenlands beschränken sich im wesentlichen auf die Pflege von Folklore und Volkstanz, während die Sprachpflege vernachlässigt oder sogar verpönt ist. Dies geht auch auf den massiven Druck des griechischen Staates zurück, der mit Repressalien jeden entsprechenden Versuch als staatsfeindlich unterdrückt. . Als Beispiel sei ein besonders gravierender Fall erwähnt: 2001 wurde der aromunische Architekt Sotir Bletza, Präsident der Vereinigung der Aromunen von Athen, zu 15 Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 500.000 Drachmen verurteilt. Urteilsgrund war die Herausgabe einer Zeitschrift des Europäischen Büros für weniger gesprochene Sprachen in englischer Sprache. In dieser Zeitschrift wurde dargelegt, dass in einigen Regionen Griechenlands neben Griechisch noch fünf weitere Sprachen gesprochen werden, darunter Aromunisch oder Vlach.[25]

3.312 Aromunen in Albanien

In einer vom European Centre for Minority Issues (ECMI) 1999 herausgegebenen Studie[26]  wird die Zahl der Aromunen in Albanien mit ca. 200.000 beziffert, wobei einschränkend darauf hingewiesen wird, dass diese Zahl Aromunen beinhaltet die ihre Sprache sprechen, als auch solche die sich zu ihrer aromunischen Identität bekennen, ohne die aromunische Sprache zu sprechen. Demgegenüber ergab die Volkszählung 2011 lediglich 8266 Personen (= 0,3% der Bevölkerung)  für die Ethnie Aromunen und 3848 Personen gaben Aromunisch als Muttersprache an. Dazu muss man allerdings wissen, dass 13,96% der Bevölkerung keine Antwort bezüglich ihrer ethnischen Zugehörigkeit machten und weitere 1,58% eine ungültige Antwort gaben.[27] Der Grund liegt in einem Boykottaufruf verschiedener Minderheitsorganisationen, da das Gesetz hohe Strafen für Falschangaben vorsieht und eine Falschangabe schon dann vorliegt, wenn im Geburtsregister eine andere Ethnie angegeben wurde. Hinzu kommt, dass aufgrund mangelnden Sprachunterrichts auch alle aromunischen Muttersprachler fließend Albanisch sprechen.
Da die Aromunen im Gegensatz zu den überwiegend muslimischen Albanern sich zum griechisch-orthodoxen Glauben bekennen, werden sie häufig auch von den Griechen als griechische Minderheit reklamiert. Während der kommunistischen Ära wurden sie nicht als Minderheit anerkannt. Nach der Wende 1991 begannen sich die Aromunen zu organisieren, um ihr kulturelles Erbe zu bewahren. Der „Verband der Aromunen Albaniens (Aremenlidin Albania) ist inzwischen offiziell als Interessenvertretung zugelassen.  Nach dem ECMI-Bericht gab es schon einige Jahre nach der Wende in fast jeder Stadt und sogar in vielen Dörfern im südlichen Albanien einen aromunischen Verein. Allerdings zeigte sich auch hier eine Trennung zwischen rumänisch- und griechisch-orientierten Vereinen bzw. Gruppen. Pro-rumänisch orientierte Aktivisten schickten ihre Kinder nun zum Studieren nach Rumänien. Bis 2009 und auch in den Folgejahren  sollen ca. 1000 Kinder und junge Erwachsene rumänische Schulen oder Universitäten besucht haben, viele von ihnen aufgrund eines Stipendiums des rumänischen Staates. Leider wurde in dieser Zeit wenig für die eigentlich aromunische Sprache und Kultur unternommen, die Entscheidung für Rumänien oder Griechenland stand im Vordergrund. Pro-rumänische Aromunen kritisieren  z. B. , dass die orthodoxen Priester – meist in Griechenland ausgebildet – fast geschlossen griechisch orientiert sind.Lediglich in Korca gibt es einen orthodoxen Priester, der die Messe in aromunischer Sprache hält. Auch die einzige Sprachschule in Albanien in Divjaka, in der die aromunische Sprache unterrichtet wird, wird vom rumänischen Staat finanziert, während der albanische Staat keine Zuwendungen gibt. Gleiches gilt für die einzige Monatszeitung „Fratia = Brüderlichkeit“, die in albanischer und aromunischer Sprache erscheint. [28] Obwohl Albanien 1995 das Rahmenabkommen zum Schutz nationaler Minderheiten unterzeichnet und 1999 ratifiziert hat ist der Minderheitenschutz für die Aromunen nicht zuletzt wegen ihrer eigenen Zerstrittenheit (rumänisch bzw. griechisch-orientiert) mangelhaft.

3.313 Aromunen in Nord-Mazedonien

Von allen Aromunen der Balkanländer verfügen die Aromunen / Vlachen Makedoniens über den besten Minderheitenschutz. Sie sind laut Verfassung als Minderheit anerkannt, haben eigene Radio- und Fernsehsendungen auf Aromunisch  und es gibt aromunische Schulbücher und Zeitschriften. Aromunisch ist fakultatives Schulfach. In Zusammenarbeit mit der rumänischen Botschaft werden Stipendien für Schüler und Studenten ermöglicht und Bildungsreisen nach Rumänien durchgeführt.[29]
Weitere Informationen zu den Aromunen / Vlachen in Nord-Mazedonien gibt mein Post Nordmazedonien

3.314 Aromunen in Rumänien

Nach den Wirren der Balkankriege und aufgrund nationalen Drucks vor allem von Griechen und Serben sind viele Aromunen nach Rumänien ausgewandert. Schätzungen gehen von mehr als 8000 Aromunen in Rumänien aus, die vor allem in der Dobrudscha und der Hafenstadt Constanza leben. Trotz sprachlicher Verwandtschaft wollen sie sich nicht assimilieren und versuchen ihre eigene Identität zu bewahren. In der Hauptstadt Bukarest gibt es einen Aromunischen Kulturverein, der auch Sprachkurse anbietet.  Man bemüht sich um die Anerkennung als nationale Minderheit, um dadurch mehr Mittel zur Förderung der aromunischen Sprache zu erhalten.[30]

3.32 Kleinere romanische Volksgruppen

3.321 Meglenorumänen bzw. Megleno-Vlachen

Mit den Aromunen verwandt sind die Meglenorumänen bzw. Megleno-Vlachen, die vor allem in im Nordosten der griechischen Provinz Makedonien im Meglental siedeln. Kleinere Gruppen gibt es auch im angrenzenden Makedonien und der
Türkei. Auch in der zu Rumänien gehörenden Dobrutscha leben noch Meglenorumänen. Die enge Verwandschaft zur rumänischen Staatssprache macht es den Sprechern des Meglenorumänischen jedoch fast unmöglich, ihre Variante des Rumänischen parallel aufrecht zu erhalten. 
Aufgrund der unterschiedlichen geschichtlichen Entwicklung steht die meglenorumänische Sprache dem Dako-Rumänischen näher als das Aromunische und weist größere slawische Elemente auf, während das Aromunische mehr griechische Anteile hat. Wie die Aromunen sind auch die Meglenorumänen in Griechenland  dem nationalistischen Druck des griechischen Staates ausgesetzt, so dass die Zahl der Muttersprachler ständig zurückgeht. Schätzungen gehen von max. 10.000 Meglenorumänen aus, die noch ihre Muttersprache beherrschen.

3.322 Istrorumänen

Vom Aussterben bedroht ist die kleine Gruppe der Istrorumänen, die nur noch in wenigen Dörfern im Osten Istriens lebt (siehe Karte 1). Sie sind die Nachkommen von romanischsprachigen Hirten, die im 15. und 16. Jahrhundert aus Dalmatien kommend nach Istrien eingewandert sind. Schätzungen zu folge sprechen heute nur noch 500-1000 meist ältere Menschen die istrorumänische Sprache bzw. besser gesagt istroromanische Dialekte. Dabei ist die gesprochene Sprache bereits  mit vielen kroatischen Elementen vermischt, so dass eine rein istrorumänische Unterhaltung kaum noch existiert. [31] Alle Istrorumänen sprechen kroatisch und bezeichnen sich bei Volkszählungen auch als Kroaten. Die istroromanischen Siedlungen  in  Istrien - vor allem die Dörfer Zejane und Susnjevica (rum. Jeiane und Susnievita) bieten ihren Einwohnern aber keine Arbeit, so dass junge Leute abwandern. Erschwerend kommt hinzu, dass es für Istrorumänisch keine Schriftsprache gibt, weshalb sich die verschiedenen Dialekte sogar von Dorf zu Dorf erheblich unterscheiden und teilweise mit kroatischen und italienischen Begriffen durchsetzt sind. Istroromanische Identität gibt es eigentlich nur noch bei folkloristischen Veranstaltungen, wie dem Karneval, aber auch dort ist die istroromanische Sprache kaum noch zu hören. Späte Rettungsversuche auch des kroatischen Staates, der die istrorumänische Sprache im Jahre 2007 zu einem geschützten immateriellen Kulturgut erklärt hat, ändern wohl kaum noch etwas am Untergang dieser romanischen Sprache. [32]

3.323 Übrige rumänische, moldawische und aromunische Volksgruppen

Weitere rumänische und aromunische Minderheiten gibt es in folgenden Staaten:

a) Serbien - Rumänen und Vlachen

In Serbien kann sich die rumänischsprachige Bevölkerung bei Volkszählungen als Rumänen oder Vlachen deklarieren. Im mittleren und südlichen Teil des serbischen Banats bilden die Rumänen die natürliche Fortsetzung der rumänischen Bevölkerung des historischen Banats. Im ostserbischen Timok-Tal bekennen sich die Rumänisch-Sprecher als Vlachen und haben eine geringere Identifikation zum rumänischen Staatsvolk. Der Anteil der rumänischsprachigen Minderheit nimmt aufgrund von Abwanderung und Assimilation kontinuierlich ab. Bei der Volkszählung 2002 bekannten sich noch 30419 Personen zur rumänischen Nationalität und 29512 gaben Rumänisch als Muttersprache an, 54.700 bekannten sich als Vlachen. Ausführliche Angaben über die Minderheit der Rumänen und Vlachen in Serbien und der Vojvodina enthät mein Post Vojvodina - Minderheiten in Serbien.

b) Ukraine 

Rumänen und Moldawier leben insbesondere in der nördlichen Bukowina- Siehe dazu meinen Post Ukrainer-ukrainisch-Ukraine

c) Ungarn 

Rumänen siedeln vor allem im Südosten Ungarns und ihre Zahl berug bei der letzten Volkszählung 14.781. Ihre Sprache scheint z. Zt. nicht gefährdet, aber die Zahl ihrer Sprecher geht ständig zurück. (32)

Schließlich leben viele Rumänen nach der Öffnung der Grenzen und dem Beitritt zur EU in vielen westlichen europäischen Ländern, so auch in Deutschland. 

4. Ethnische Minderheiten in Rumänien und Moldawien

4.1 Ethnische Minderheiten in Rumänien - Überblick

Obwohl in Rumänien Minderheiten anerkannt sind und laut Verfassung auch zahlreiche Rechte besitzen betrachtet die rumänische Gesellschaft auch heute die sprachliche Vielfalt ihres Landes eher als ein Problem und nicht als kulturellen Reichtum. Die Idee vom homogenen Nationalstaat wird weiterhin von der übergroßen Zahl der Politiker vertreten.
Laut rumänischer Botschaft in Berlin (http://berlin.mae.ro/de/romania/1013)  hatte Rumänien 2002 neben  19.409.400 Rumänen (89,5%) folgende Minderheiten: Magyaren: 1.434.377 (6,6%); Roma: 535.250 (2,5%); Deutsche: 60.088 (0,3%); Ukrainer-Ruthenen: 61.353 (0,3%); Russen-Lipowaner: 36.397 (0,2%); Türken: 32.596 (0,2%); Tataren: 24.137 (0,1%); Serben :22.518 (0,1%); Slowaken: 17.199 (0,1%). Weitere ethnische Minderheiten unter 0,05% sind  Bulgaren: 8.092; Kroaten: 6.786; Griechen: 6.513; Juden: 5.870; Tschechen: 3.938; Polen: 3.671; Italiener: 3.331; Armenier: 1.780. Aromunen werden als Rumänen betrachtet und nicht als Minderheit anerkannt (s.o.).
Ausführlich habe ich das Schicksal verschiedener Volksgruppen bereits in anderen Posts behandelt, auf die ich hiermit verweise:

4.2 Deutsche Volksgruppe(n) in Rumänien

über die verschiedenen deutschen Volksgruppen in Rumänien - insbesondere auch ihre Geschichte - berichtet ausführlich mein Post Deutsche Volksgruppe(n) in Rumänien

4.3 Ungarn, Magyaren, 

siehe meinen Post : http://euro-ethnien.blogspot.de/2014/08/233-ungarn-magyaren.html darin unter 5a) Die ungarische(n) Volksgruppe(n) in Rumänien

4,4 Roma in Rumänien

Über die schwierige Situation  der Roma in Rumänien berichtet mein Post Roma in Osteuropa
 
 
Ethnische Minderheiten in Moldawien
Auf die besondere ethnische Situation in Moldawien habe ich oben unter 3.21 Moldawien, Lage und Zahlen -  hingewiesen. Bereits in der Verfassung von 1994 ist ein Grundrechtekatalog enthalten, der das Recht der Minderheiten auf ethnische, kulturelle, sprachliche und religiöse Identität schützt. Ein besonderes Minderheitenschutz-Gesetz wurde 2001 verabschiedet. Besonders zu erwähnen ist die Situation des gagausischen Volkes:

4.51 Gagausen

Die Gagausen sind ein Turkvolk, das vorwiegend in Moldawien lebt. Außerdem gibt es Gagausen in der Ukraine und Russland. Die gagausische Sprache gehört zu den Turksprachen und ist verwandt mit dem anatolischen Türkisch. Seit 1990 setzte sich das an das Türkische angelehnte lateinische Alphabet durch. Fast alle Gagausen sprechen neben ihrer Muttersprache auch russisch und sind in ihrer überwiegenden Mehrheit christlich(russisch)-orthodox.
Laut Statistik der Republik Moldau von 1996 lebten 153.500 Gagausen in der Republik Moldau, vornehmlich im Süden des Landes (siehe Karte 4: Moldau Transnistrien_Gagausien) Nach anfänglichen Auseinandersetzungen zwischen der gagausischen Minderheit und der moldawischen Regierung in Chisinau konnte am 23. 12 1994 die Situation befriedet werden, indem ein Gesetz über die besondere Rechtsstellung von Gagausien verabschiedet wurde, das für die Staaten des Balkans und Osteuropas als vorbildlich zu bezeichnen ist. Seitdem ist Gagausen-Land eine autonome Gebietseinheit mit einer besonderen Rechtsstellung. Gagausien (Gagauz-Yeri) hat ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung und einen Gouverneur (Präsident), der Kraft seines Amtes auch Mitglied der Zentralregierung ist. Die Zuständigkeiten sind sehr weitgehend und umfassen die Innen-, Kultur, Wirtschafts- und Sozialpolitik und sogar die Außenpolitik, wenn Interessen von Gagausien berührt sind. Als Amtssprachen sind neben Moldauisch Gagausisch und Russisch festgelegt, wobei Russisch allerdings die dominante Amts- und Verkehrssprache Gagausiens ist.
In einem Referendum am 5. 3. 1995 haben sich von 36 in Frage kommenden Ortschaften 29 für die Zugehörigkeit zu Gagausien entschieden, wodurch ein Gebilde von 1848 qkm entstand.[33] (siehe Karte 4: Moldau-Transnistrien_Gagausien)

5. Ausblick – Perspektiven

Die Staaten Rumänien und Moldawien sind die Armenhäuser Europas, wobei Rumänien im Vergleich zu Moldawien wiederum als reiches Land bezeichnet werden kann. Moldawien ist in vielerlei Hinsicht ein zerrissenes Land. Ein Teil der Bevölkerung ist pro-rumänisch, die anderen sind pro-russisch, der östliche Teil Transnistrien ist abgespalten (auf unabsehbare Zeit) – auf die Idee, das die Republik Moldova auch ohne Identifizierung mit einem ihrer beiden Nachbarländer existieren könnte, kommt niemand. Die Jungen sind nicht mehr im Land, sie sind in Deutschland, in Portugal, in Russland – nach offiziellen Schätzungen sind eine Million junger Moldawier außer Landes gegangen. So schauen viele nach Westen und hoffen auf die EU, aber aus Russland, kommen Strom und Erdgas zu 100 Prozent. Zur Ruhe kommen wird das verarmte Land auf absehbare Zeit wohl kaum. 

Rumänien hat durch die Mitgliedschaft in der EU Anschluss an Europa gefunden, bis zur völligen Angleichung der Lebensverhältnisse ist es aber noch ein sehr langer Weg. Dabei wird auch die Lage der Minderheiten eine Rolle spielen, denn sie können wichtige Vermittler zwischen den Kulturen sein. Diese Einsicht ist wie in fast allen mittel-ost-europäischen Staaten aber nur mangelhaft vorhanden. Man ist zwar froh, zur EU zu gehören und deren Vorteile in Anspruch zu nehmen. Verpflichtungen zur Gegenleistung und Solidarität sind aber noch Mangelware. Auch fehlt es an mangelnden Fachleuten in der Verwaltung, die z. B. das Problem der Roma zufriedenstellend anpacken können. Hier wäre Hilfestellung durch die EU notwendig – ob man sie annimmt sollte austariert werden.
Die Lage der romanisch-sprachigen Minderheiten ist überall unbefriedigend und es bedarf auch hier m.E. eines verstärkten Drucks von der EU auf die jeweils zuständigen Regierungen.




[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Moldauische_Sprache

[3] Moldova - Ein zerrissenes und fast vergessenes Land  von: Norbert Mappes-Niediek - Deutschlandfunk: Hintergrund Politik  Manuskript vom: 25.4.2002
[5] http://www.rumaenien-info.at/de/wissenswertes/geschichte, Staatsbürgerliche Informationen Folge 88/1960: Südosteuropa seit 1945, Teil 2 – Rumänien
[6] www.owep.de/artikel/305/schlaglichter-auf-geschichte-rumaeniens
[7] Hagen Schulze: „Staat und Nation in der europäischen Geschichte“, C.H.Beck Verlag München 1995, S.176
[8] Staatsbürgerliche Informationen Folge 88/1960: Südosteuropa seit 1945, Teil 2 – Rumänien.
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Wiener_Schiedsspruch
[13] http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Moldau_node.html
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Bessarabien

[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Moldawien
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Bewegung_zur_Vereinigung_von_Rumänien_und_Moldawien
[18] http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Moldau_node.html

[19] Klemens Büscher: „Der Transnistrienkonflikt“ in der Zeitschrift „Ost-West.Europäische Perspektiven (OWEP) 3/2005
[20] http://de.wikipedia.org/wiki/Transnistrien

[21] DER SPIEGEL 17/2014

(21a) Thede Kahl: "Überlegungen zum Prozess des Sprachsterbens, unter besonderer Berücksichtigung der Balkanromania."
[22] Petar Atanasov: „Romanische Sprachen – Aromunisch“ (pdf) aus dem Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens – WEEO Band 10

[23] Frank Kressing, Vortrag vom 5. 11. 2003 bei einem Kolloquium des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig
[24] Pogrom Nr. 209, 2/2001
[25] FUEV-RESOLUTION – Aromunen - der Delegiertenversammlung der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen in Heerenveen / Niederlande am 24. Mai 2001.

[26] The Albanian Aromanians´ Awakening: Identity Politics and Conflicts in Post-Communist Albania von  Stephanie Schwandner-Sievers
[27] https://de.wikipedia.org/wiki/Albanien

[28] http://www.dw.de/aromunen-fordern-mehr-rechte-in-albanien/a-5729420


[29] Frank Kressing Vortrag am 5. November 2003 beim Kolloquium des Instituts für Ethnologie der Universität Leipzig  „Die Aromunen – ein vergessenes Volk?“
[31] https://de.wikipedia.org/wiki/Istrorumänen und Thede Kahl: "Überlegungen zum Prozess des Sprachsterbens, unter besonderer Berücksichtigung der Balkanromania."
[32] http://www.nzz.ch/solange-noch-einer-von-uns-lebt-gibt-es-auch-unsere-sprache-1.3226335 und Thede Kahl wie vor
[33] Dr. Günther H. Tontsch: Minderheitenschutz im östlichen Europa - Moldau

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